Donnerstag, September 29

# 5

Ich schließ die Haustür hinter mir, springe die drei Stufen der Treppe vor dem Eingang runter.
Ich setze einen Fuß vor den anderen, werde immer schneller, fange an zu laufen. Mir fällt auf, dass ich meinen MP3-Player in meinem Zimmer vergessen hab, aber das ist mir jetzt egal. Einfach weiter laufen.Schon nach wenigen Metern würde ich am liebsten umkehren, aber da ist etwas, was mich weiter treibt.  Ich laufe weiter, einen Berg hoch, in den Wald, weiter, über eine Wiese, wieder auf die Straße. Ich bleib kurz stehen, weil ich kaum noch Luft bekomme. Mein Mund ist total aufgetrocknet, meine Lungen schmerzen. Ich will weiterlaufen, aber plötzlich fühlen sich meine Beine so unglaublich schwach an. Ich habe das Gefühl, jeden Moment zusammen zu brechen, weiß nicht mehr, wie meine Beine mein Körpergewicht noch tragen könne. Ich zwinge mich wieder schneller zu werden, das Laufen fällt wieder leichter. Meter um Meter fallen alle Gedanken und Sorgen von mir ab, ich denke nicht mehr. Ich laufe nur noch; wie in Trance. Weiter, weiter, einfach immer weiter. 
Ich merke, dass mir schlecht wird. Aber ich bleib nicht stehen, ich lauf weiter. Die Stimme in meinem Hinterkopf drängt mich, nicht stehen zu bleiben. 'Wer essen kann, bis ihm schlecht wird, der kann auch laufen, bis ihm schlecht wir. Weiter!'
Ich bieg in meine Wohnsiedlung ein, rechts, links, über die Straße. Dann seh ich meine Straße. Ich werde schneller, immer schneller, sprinte die restlichen Meter. 
Mit zitternden Beinen lehne ich mich gegen dir Tür und warte, bis mir aufgemacht wird. Ich frage mich gerade, weshalb ich mit das alles eigentlich antue, da geht die Tür auf. Meine Schwester steht vor mir. 
"Hey. Du, dein H&M-Paket ist angekommen." begrüßt sie mich und beantwortet mir gleichzeitig meine Frage.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen