die Wahrheit

Ihr wollt's also wissen? Wer ich bin? Wie ich bin?
Klickt auf 'weiterlesen' um hinter die Fassade zu blicken. Um zu sehen, was niemand sieht. Um zu hören, was niemand hört. 
Oder klickt auf das kleine rote Kreuz in der rechten Ecke und seht mich weiter mit meiner Maske.[Aber stimmt bitte vorher noch rechts ab, wie ihr das neue Design findet :>]




Sagt ich bin arm, weil ich sowas Probleme nenne. Haltet mich für dumm für das was ich denke. Aber so bin ich nun mal.


Okay. So sieht ein typischer Tagesablauf aus (wenn ich's einfach so zusammenhanglos erkläre wird's glaub ich zu wirr und unverständlich). 
Ist n bisschen länger geworden, sorry schonmal dafür.


Ich wach auf, bin eigentlich noch viel zu müde. Kein Wunder: erst um 2 eingeschlafen, 3 Mal aufgewacht.  Ich schau auf meinen Wecker. 6:12. Dabei ist er erst für 6:50 gestellt. Wieso bin ich wach?, frag ich mich. Dann hör ich's schon. Die lauten Stimmen meiner Eltern aus dem Badezimmer. Sie streiten. Am Wochenende nehmen sie wenigstens so viel "Rücksicht", dass sie warten, bis sie unten in der Küche sind. Ich hör's dann trotzdem.
Ich dreh mich um, versuch weiter zu schlafen bis mein Wecker klingelt. Dann quäle ich mich aus dem Bett und suche eine gefühlte Ewigkeit Klamotten, die 1. passen, 2. weder zu warm noch zu kalt sind, 3. zur Schule angezogen werden können und 4. in denen ich mich wohl fühle. Nachdem ich mich 5 Mal umgezogen hab verdeck ich mein Gesicht noch schön mit Make-Up, damit's nicht ganz so schlimm aussieht. Auf die Waage geh ich lieber nicht, ist eh zu deprimierend. Dann schnell runter, frühstücken, anziehen, die viel zu schwere Schultasche packen und ab zur Schule.

Ich stell mein Fahrrad ab und geh dahin, wo meine Mädels immer stehen. Hallo sagen, bisschen lächeln, über die neusten Outfits der Mitschüler lästern und dann klingelt's auch schon. Ich such mir irgendwen mit dem ich die ersten Stunden hab und geh dann in den Raum. Ich versuch so viel wie möglich aufzuzeigen, aber hab ganz oft einfach keine Lust, auch wenn ich so gut wie immer die richtige Antwort weiß. Ich könnte in jeden Fach[außer Mathe] 1 oder 2 im Mündlichen stehen. Könnte. Wenn ich nicht immer daran zweifeln würde, dass meine Antworten richtig sind. 
Wenn ich mir nicht oft genug dumm vor kommen würde so einfache Sachen zu beantworten.
Wenn ich nicht fast einschlafen würde, weil der Unterricht sterbenslangweilig ist und ich definitiv zu wenig geschlafen hab.
In den Pausen stehen wir dann wieder zusammen, alle meine Mädels und ich. Ab und zu kommen noch welche dazu, manchmal sind aber auch welche wo anders oder haben schon/noch frei. Wir lästern, sprechen Treffen ab, reden über Hausaufgaben und regen uns über nervige Mitschüler auf. Alle lachen immer, sind gut drauf. Klar. Wer auch nicht? Ich schein ja die einzige zu sein. Also lach ich mit. Setz meine 'ich-bin-glücklich-mir-geht's-gut-Maske' auf und spiele meine Rolle so perfekt, dass ich mir meine Lügen schon fast selbst glaube. And the Oscar goes to...Mile.
Je später die Stunden sind, desto müder werd ich. Ab ca. 12 Uhr kann ich meine Augen kaum noch offen zu halten. Ein Wunder, dass meinen Lehrern das noch nicht aufgefallen ist. Selbst meine Mitschüler wissen mittlerweile, dass ich regelmäßig fast einschlafe.
Wenn ich dann um 16Uhr endlich Schluss hab, kann ich wirklich nicht mehr. Irgendwie schaff ich es noch nach Hause, dann setz ich mich aber erstmal auf die Couch. Bis mein Vater nach Hause kommt. Und mich und meine Schwester anschreit, wieso wir denn wieder nur faul rumsitzen würden. Gibt uns Aufgaben. Saugen, Essen vorbereiten, Blumen gießen, .... Und er? Setzt sich an den PC, vor den Fernseher. Isst was; als ob er nicht schon fett genug ist und trotzdem es in einer halben Stunde Abendessen gibt.

Gut, dass ich gelernt hab einfach den Mund zu halten. Im Gegensatz zu meiner Schwester. Sie protestiert, versucht zu diskutieren. Treibt es so weit, dass sich beide so laut anbrüllen, dass ich mir die Ohren zuhalten muss und  unsere Nachbarn wahrscheinlich jedes Wort verstehen. So geht das, bis sie irgendwann heulend in ihr Zimmer rennt. Oder er, wenn's ganz schlimm kommt, schlägt. Hat er lange nicht mehr. Früher war's öfter. Früher haben wir mehr Widerworte gegeben.

Dann kommt meine Mama. Vollkommen abgehetzt. Zieht sich nicht mal die Jacke aus sondern beginnt sofort für den feinen Herr essen zu kochen. Ich werd angemeckert, wieso ich denn noch nicht mit dem Hund raus war, schließlich wäre es ja dringend Zeit. Überhaupt: auf mich kann man sich nicht mehr verlassen, in letzter Zeit mach ich nur noch das Nötigste und ich sollte mein Verhalten dringend ändern.
Ich renne fast mit meinem  Hund, damit ich pünktlich zum Abendessen noch wieder nach Hause schaffe. Aber auf mich wird ja sowieso nicht gewartet. Mein Vater hat ja schließlich Hunger und ich bin eh nicht wichtig genug um sich dadrum zu kümmern, was mit mir ist.
Beim Essen wird kaum geredet und wenn ich was erzählen will hört mir spätestens nach einer Minute keiner mehr zu. Bin ja nur ich die redet. Abräumen dürfen meine Mama, meine Schwester und ich. Mein Erzeuger setzt sich natürlich wieder vor PC und TV. 

'Ich hab ja schließlich heute das Geld verdient mit dem ihr euch das Puder kauft mit dem ihr euern Arsch pudert'. 

Super. Wenn wir dann irgendwann fertig sind muss meine Mama Wäsche machen und Bügeln und so. Manchmal helfe ich ihr. Meist dann, wenn er mich besonders aufgeregt hat. Dann erzähl ich Mama, dass wir wieder alles für ihn machen mussten und und und. Sie sagt, dass sie das weiß. Und nichts dagegen machen kann. Er wäre ja früher nie so gewesen. Und überhaupt. Er ist so faul geworden. Und hat ja schon wieder zu genommen. Immer fetter wird er. Das seh ich auch. Aber fett sein ist für meine Mama das Schlimmste. Das geht gar nicht. Sie ist selbst dünn. War als Kind untergewichtig. Betont immer wie gut in Form sie doch für ihr Alter ist. Und wie schön es doch ist, dass meine Schwester ihre Anlagen geerbt hat. Schön - ja, für sie vielleicht. Für mich, der immer gesagt wird wie sehr sie doch Papa ähnelt bestimmt nicht.
Irgendwann hab ich genug, verzieh mich in mein Zimmer. Blogge, chatte, hör Musik, mach meine Hausaufgaben. Tue alles, um das ins Bett gehen hinaus zu zögern. Denn ich weiß, dass ich nicht sofort einschlafen werde. Und nachts ist alles am schlimmsten. Wenn alles dunkel ist, ich nichts habe um mich abzulenken und ganz alleine mit meinen Gedanken bin. Wenn ich keine Fassade mehr aufrecht halten muss. Wenn die Maske abfällt.

Ich denke an ihn. Den Jungen von letztens. Den Sohn vom besten Freund meiner Eltern, der mir gesagt hat er würde mich lieben.
Ich denke daran, dass er sich wieder nicht gemeldet hat. Nicht mal ein 'Alles klar bei dir?' oder so. Gar nichts. Ich fühl mich verarscht.
Ich hab nie von ihm verlangt, dass er mich lieben soll. Er wusste auch nichts davon, dass ich Gefühle für ihn hab. Also bin ich davon ausgegangen, dass er es wirklich ernst meint. Dass er die Wahrheit gesagt hat. Aber wie kann ich ihm jetzt noch glauben, wenn er mich so eiskalt ignoriert und scheinbar nicht mal mehr an mich denkt, sobald er wieder bei sich zu Hause, 600km weit entfernt, ist. Aus den Augen aus dem Sinn. Schön dass das für ihn so läuft. Für mich aber nicht. Irauch ihm wie die Luft zum Atmen. Und ich brauche seine Bestätigung. Das macht mich sauer auf mich selbst. Dass ich mich so abhängig von jemandem mache. Dass ich so sehr geliebt werden will. Das ist doch krank.
Ich vermisse ihn. Jeden verdammten Abend. Und jeden Abend frag ich mich wieso. 
Wieso vermisse ich jemanden, dem ich egal bin?
Wieso hat er mir gesagt er liebt mich und es nicht so gemeint?
Wieso bin ich so dumm und glaub ihm noch?
Ich weiß doch, dass er ein fremdgehendes Arschloch ist.
Wieso liebe ich ihn trotzdem?
Und wieso bilde ich mir überhaupt ein, er könnte es wirklich ernst gemeint haben?
Er, der eh jede haben kann. 
Er, auf den 20398013 Weiber stehen. 
Er, der alle paar Wochen die Freundin wechselt.
Warum sollte er ausgerechnet mich haben wollen. 
Mich, ein kleines, hässliches, fettes Mädchen.
Das zu viel Angst hat um den Mund auf zu machen.
Das lieber schweigt, als zu sagen was es denkt, fühlt, will. 
Das sich vor sich selbst ekelt.
Das nichts kann.
Das nichts besonderes ist.
Was bilde ich mir ein?
Wer will denn schon sowas wie mich?
Ich will mich ja selbst nicht. Schon klar, dass er sich nicht mehr meldet. Dass er nicht die Wahrheit gesagt hat. Er hat mir nur erzählt, was ich hören wollte. Wie nett von ihm. Soll ich jetzt dankbar sein?
Das Kissen unter mir ist schon längst tränennass. In meinem Kopf dreht sich alles. Ich fühl mich so fertig. Als wär ich einen Marathon gelaufen. Nur in meinen Gedanken. 
Irgendwann siegt die Müdigkeit. Ich schlaf ein. Es ist nie ein tiefer Schlaf. Ständig verfolgen mich Alpträume. Ständig wach ich auf. Und schlaf wieder ein. Bis mich mein Wecker oder meine streitenden Eltern wieder wecken und das Ganze von vorne beginnt.


Das bin ich. So sieht mein Leben aus. So sieht's in meinem Kopf aus. Naja, die Hälfte hab ich weggelassen. Weil ich einfach viel zu viel denke und vor allem zu viel Scheiße.
Für manche mögen das auch keine wirklichen Probleme sein. Ich werd aber schon traurig, wenn ich fremde Menschen weinen oder streiten seh. Und deswegen macht mich diese Situation zu hause total fertig.
Danke für's Lesen. Für euer Interesse an meinem unbedeutendem Leben. Ich liebe euch.