Wie in Trance nehme ich meinen Laptop, setze mich auf's Bett, nehme die Kopfhörer und schalte die Musik an. Drehe sie auf, bis meine Ohren schmerzen und ich meine eigenen Gedanken nicht mehr hören kann. Gut so.
Dann beginne ich mit zitternden Händen und tränenverschleiertem Blick zu schreiben:
Abendessen. Alles wie immer. Dann kommt das Thema Helfen im Haushalt auf. Meine Schwester und ich würden ja nichts tun. Nie. Mein Vater sagt, dass er nächstes Jahr einen Arbeitsdienst für und einstellen will. Damit endlich Schluss ist mit Hotel Mama. Meine Schwester antwortet: "Und was ist mit dir?"Die Nasenflüges meines Vaters weiten sich, ebenso seine Augen. Ich ahne schlimmes. "Geh! Geh nach oben!", schreit er meine Schwester an. Innerlich betete ich, dass sie einfach geht. Aber ich weiß, dass sie es nicht tun wird. Das tut sie nie. Wie dumm, wie töricht. Sie wiederspricht, sagt, dass sie nicht versteht warum sie gehen soll.Mein Vater stützt seine Hände auf die Tischplatte. Er wird noch lauter: " Du gehst jetzt sofort! Oder soll ich dir da rüberkommen?!" Nein, nein, nein. Geh doch einfach. Wieso geht meine Schwester denn nicht? Wieso wartet sie, bis mein Vater aufsteht? Bis er um den Tisch herumläuft. Bis er sie schlägt.Aber so weit kommt es nicht. Bevor er sich erheben kann meldet sich meine Mutter zu Wort. Außer sich schreit sie und an, was ihm denn einfallen würde, dass er seine Kinder nicht mal zu Ende essen können. Und dass wir keinen Deut besser sind. Dass wir faul sind, und kein bisschen helfen. Dass wir uns nicht wundern brauchen, wenn sie irgendwann auszieht. Dass sie das nicht mehr kann. dass sie das nicht mehr will. Wutentbrannt steht sie auf und eilt durch die Küchentür raus. Mit einem Knall fliegt diese zu. Geschockt bleiben alle sitzen. Meine schester steht als erstes auf, holt sich ein Taschentuch. Ich erhebe mich ebenfalls und steuer auf die Tür zu. Gehe nach oben. Dort ist meine Mutter, sie fängt an zu putzen. Ich gehe zu ihr, will sie umarmen, aber sie dreht sich von mir weg und sagt nur: "Nein, ich will jetzt nicht getröstet werden. Geh nach unten, es muss aufgeräumt werden und ich mach das auf keinen Fall!" Die Kälte in ihrer Stimme verletzt mich, aber ich tu trotzdem, was sie gesagt hat. Was soll ich sonst machen?Wie eine Maschine beginne ich den Tisch abzuräumen, abzuwaschen, den Abfall raus zu bringen. Ich bemerke, dass der Mülleimer dreckig ist und gehe in den Keller um ihn sauber zu machen. Ich suche nach Desinfektionsmittel, finde aber nur Hygiene-Reiniger für die Wäsche. Mit egal, muss auch gehen. Ich nehme die Flasche in die Hand, halb voll. Ich habe den Drang dieses Zeug zu trinken. Damit der ganze Scheiß endlich ein Ende hat. Müsste doch reichen, oder? Aber noch bevor ich zu Ende denke kippt meine Hand den Inhalt der Flasche in den Mülleimer, nicht in meinen Mund. Als ich fertig bin gehe ich wieder hoch, helfe meiner Schwester bei dem letzten Abwasch."Der sitzt schon wieder vor'm PC und hilft nicht!" flüstert sie mir ins Ohr. Ich zucke nur mit den Schultern, schließlich ist alles wie immer. Meine Mutter ruft uns nach oben. Erklärt uns, dass unser Verhalten nicht zu dulden ist. Schließlich würde unser Vater ja das Geld verdienen, mit dem wir uns das Puder für unser Näschen kaufen und mit dem sie das Benzin bezahlt, mit dem sie unsere zuckersüßen Ärsche zur Schule bringt. Und außerdem müssten wir ab sofort anders miteinander umgehen, meine Schwester und ich. Soetwas wie heute würde meine Mutter nie wieder mitmachen und wenn sie dann eines Tages ausziehen sollte, dann würde sie keinen von uns mitnehmen und wir könnten dann mal sehen wie das so ist vor Harz4 zu leben. Ich drehe mich um, gehe nach unten und hole mit letzter Kraft meinen Laptop, bevor ich mein in meinem Zimmer einschließe.
Jetzt sitz ich hier. Die Tränen fließen immer noch. Meine Augen tun mir weh, mein Hals auch. Ich will das nicht mehr. Ich kann das nicht mehr. Ich will hier weg. Einfach weg. Weg. Weg. Weg.
Wohin auch immer, überall ist es besser als hier.
Ach, und ich habe das unglaubliche Bedürfnis mich irgendwie zu verletzen.
Danke "Papa", von dir hatte ich nichts anderes erwartet.
Danke "Mama", dass du uns auch nicht liebst. Ich muss mich wohl die letzten 15 Jahre getäuscht haben, als ich dachte, dass du immer hinter uns stehen wirst.

Liebes :(
AntwortenLöschenKopf hoch! Manchmal sagen Elten sachen die sie nicht so meinen. Man darf in Wut nichts zu ernst nehmen!
:*♥
Meine Eltern streiten sich auch ständig, sie wollten sich schon 3 mal fast scheiden lassen. Mein Vater war eine Woche lang nicht da, ist dann aber wegen meiner schwester und mir zurück gekommen.
AntwortenLöschenAber wenn du sie sehen würdest würdest du denken sie lieben sich, was sie trotzallem immer noch tun :)
Danke, ich weis das es falsch ist, aber ich weis nicht ob ich sp stark bin es durch zu halten. :(
:*♥