Dienstag, Juni 5

# 157

Danke Welt Schwesterherz, du zeigst mir wie wenig ich wert bin.

Ich will Donnerstag zur Ruhrolympiade in Duisburg(vom Hockey aus) und meine Eltern wollen Motorrad fahren. Also hat meine Mama meine Schwester heute darum gebeten dann Mittags mit dem Hund raus zu gehen.
Aber Madame meint, unser Hund wäre so unerzogen und würd ihr ja nur weh tun, dass sie verlangt hat, ich soll erst Gehorsamsübungen mit ihm machen, sonst würde sie sich weigern.  Ich hab ihr dann erklärt, dass 1. der Hund bei mir super hört und 2. ich davon abgesehen sowieso bei jedem Spaziergang übe. Dann ging's hin und her bis schließlich von der Person, die meint mit mir verwandt zu sein folgender Satz kam:


"Du kümmerst dich doch eh nicht mehr um den Hund. Der geht dir am Arsch vorbei! Aber damals, als es dir schlecht ging und deine Freunde alle nie Zeit für dich hatten, da war dir der Hund gut genug."


Wow. Ich hätte sie am liebsten ins Gesicht geschlagen. Verprügelt bis sie auf dem Boden liegt und sich nicht mehr bewegt. Sie angeschrien, dass sie selber nie wahre Freunde hatte und jetzt, mit 18, immer noch keine hat und für mich zu einer der bemitleidenswertsten, erfolglosesten, sozial schwächsten und armseligsten Personen gehört die ich kenne.
[Ihr müsst wissen: Sie hat keinen Führerschein, geht nie feiern, trifft nie Freunde, unternimmt nie was, hatte noch keinen richtigen Freund, obwohl sie ja nicht hässlich ist, etc.]


Ich hab's nicht getan. Vielleicht weil ich weiß, wie sehr es weh tut soetwas vor Augen geführt zu bekommen. Vielleicht weil ich zu perplex war. Aber das, was sie gesagt hat, hat gesessen.
Ja, ich hatte früher kaum Freunde. Aber deswegen wollte ich keinen Hund. Zumindest war das nicht ausschlaggebend. Ich wollte einen Hund, weil ich Tiere liebe, weil sie bedingungslos zu einem stehen, weil ich fett war und meine Eltern gehofft haben, dass ich mich so mehr bewege, weil wir früher immer einen Hund hatten und ich das toll fand.
Damals ging es mir noch nicht soo schlecht. Das ist jetzt 4 Jahre her. Ich war noch ein Kind. Ich hab mir nicht so große Gedanken über mein Aussehen gemacht. Und ich hatte ja Freunde. Auch wenn mir meine allerbeste (Kindergarten)Freundin zu dem Zeitpunkt die Freundschaft gekündigt hat: Ich hatte eine andere beste Freundin, die zu mir hielt und mich nicht im Stich gelassen hat.
Außerdem stimmt es absolut nicht, dass ich mich nicht um meinen Hund kümmer. Ja, ich frag meine Mama manchmal, ob sie nicht für mich raus gehen kann. Aber das ist doch normal. Ich bin ein Teenager, ich will mich mit meinen Mädels treffen, mit ihnen Urlaub machen, mein Hobby verfolgen. Ich weiß, dass ich dabei den Hund als 'Verpflichtung' habe und ihn nicht vernachlässigen darf. Aber ganz ehrlich: Ich geh normalerweise jeden Tag 1 1/2 - 2 Stunden und manchmal auch 2 Mal am Tag mit dem Hund. Ich sag Treffen ab, wenn sich sonst niemand um den Hund kümmern kann oder nehm ihn mit.
Aber ich kann doch nicht mein komplettes Leben danach ausrichten! Nur weil sie keine Freunde hat, mit denen sie sich treffen kann und kein Hobby hat, das ihre Zeit in Anspruch nimmt und sie das deswegen nicht verstehen kann...


Also...Ich schwanke zwischen
a) bodenloser Wut auf meine Schwester und den Gefühl nicht verstanden zu werden. Wie kann einem die eigene Schwester sowas an den Kopf werfen? Ein Messer aus Worten. 
Und wie traurig ist es, dass die eigene Familie denkt, dass es einem besser geht, obwohl das genaue Gegenteil der Fall ist. Wie können die das nicht sehen?
b) Verzweiflung darüber wie mein Leben damals aussah und der Erkenntnis, dass es jetzt nicht besser ist, sondern schlimmer. Hallo? Ich war mit 12 schon ein freundeloses, fettes Opfer. Und daran hat sich nichts geändert, bis auf dass mir das jetzt bewusst ist. Ich mein ja, ich hab 'Freunde' aber ich kann immer noch nicht so wirklich glauben, dass sie sich aus einem anderen Grund als Mitleid mit mir abgeben.

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